Kolloquium: Medien Denken (30.-31. 10. 2014)
Medien Denken
Interdisziplinäre Nachwuchstagung des Netzwerks Mediologie@Wien
30./31. Oktober 2014. Ort: Depot Wien
Konzept: Simon Ganahl, Arndt Niebisch, Martina Süess
Eine der großen Herausforderungen, mit der wir derzeit individuell und gesamtgesellschaftlich konfrontiert sind, ist die Frage, wie wir mit den Neuen Medien umgehen wollen und sollen. Dass der Computer, das Internet und das Web 2.0 nicht nur unser Kommunikationsverhalten verändert haben, sondern die Grundfesten unserer politischen, moralischen, juridischen und ökonomischen Ordnung erschüttern, wird derzeit an zahlreichen Diskussionen um verbindliche Rahmenvorschriften im digitalen Raum sichtbar. Neue Medien, das macht dieser epochale Umbruch deutlich, produzieren neue Wissensformen, neue Zeichenordnungen, neue soziale Ein- und Ausschlüsse, neue Verhaltensweisen, neue Rechtsnormen, neue Begehrlichkeiten und schließlich auch neue Mediennutzer. Es scheint uns deshalb angebracht, Medien nicht einfach als technologische Instrumente zu nutzen, sondern sie als äußerst wirkmächtige Agenten in den Blick zu nehmen.
Die unterschiedlichen Ansätze, Medien und Medialität zu denken, sollen dabei nicht vorschnell durch enge Begriffsdefinitionen eingeschränkt werden, sondern auf ihre Anschluss- und Vergleichsmöglichkeiten hin diskutiert werden. Um zu verstehen, wie Medien operieren, ist ein konstruktiver Dialog zwischen den Fakultäten nötig. Die Tagung will diesen Dialog schon während des Studiums fördern.
Die Geistes- und Kulturwissenschaften können verschiedene historische Schauplätze untersuchen und zeigen, in welchem Verhältnis Medien zur Macht, zu Kunst und Kultur, zur Wissenschaft, zur Technologie und zum Menschen stehen. Sie können somit Arbeit am Begriff selber leisten und durch historisch informierte Theorien zu einem erweiterten Verständnis der aktuellen Lage beitragen. Die Kommunikationswissenschaft ist als sozialwissenschaftliche Disziplin mehr an empirischen Fragen interessiert: Sie geht vom engeren Begriff des Massenmediums aus, das als technologischer Kommunikationskanal, unternehmerische Organisation und gesellschaftliche Institution verstanden wird. Indem sie aktuelle Daten über die Produktion, Verbreitung und Nutzung massenmedialer Kommunikation erhebt, kann sie eine solide Diskussionsgrundlage schaffen.
Vorträge:
Keynote Eva Horn: Medium Literatur. Perspektiven einer
mediologischen Literaturwissenschaft
Panel I: E.T.A. Hoffmanns Medien
Rita Stiglbauer: Privatbriefe in Hoffmanns „Der Sandmann“ als typisches
Beispiel von Medialität um 1800
Nathalie Entringer: Das Fernrohr in den hoffmannschen Erzählungen
Benedikt Rupp: „Der goldene Topf“ Ein Märchen aus der wirklich neuen Zeit
Panel II: Die Bibliothek als Medienraum
Gergana Ivanova: Die Bibliothek als Seismograf der Gesellschaft (am
Beispiel von Arno Schmidts „Die Gelehrtenrepublik. Kurzroman aus den
Roßbreiten“ )
Alexandra Tamandl: Literaturrecherche digital und analog. Parallelen
zwischen Suchmaschinen und dem Bibliothekspersonal im „Mann ohne
Eigenschaften“
Panel III: Theorien des Medialen
Thomas Assinger: Fernsehen 1968. Zur Medialität von Medienkritik
Georg Eckmayr: Zwischen Bild und Handlung
Hanna Hamel: Mittel der Gedanken und Medium der Natur Herders
Medienbegriff zwischen Mensch und Natur
Keynote Arndt Niebisch: Geister des Weltverkehrs. Kleist, Verne und
Hegel
Panel IV: Medien der Moderne
Hanna Grabenberger: Vergleich von Raoul Hausmanns Gedicht „fmsbw“ und
Marcel Duchamps Reproduktion der „Mona Lisa“
Erik Born: Durchs Spektrum denken. Elektromagnetische Wellen als
Denkfiguren der Intermedialität
Keynote Katharine Sarikakis: What matters? „doing“ media
governance with ignorance
Panel V: Kino als Medium
Ulla Bartel: Koordinatenverlust im Kino. Medialität und
Wahrnehmungsveränderungen in den Histoire(s) du Cinéma
Johannes Hainzl: Hartmann von Aue als Filmregisseur. Höfische Literatur im
Kontext imaginativer Visualisierung
Julia Haugeneder: Die nicht enden wollende Aktivität. Zum Verhältnis von
Kino und Videoinstallationen – Kracauer-Benjamin-Groys.
Panel VI: Die Zukunft der Medien
Claus Celeda: Nur ein Spiel(?) – Das digitale Spiel als Kulturmedium
Angelika Fürst: Das Smartphone-Verhalten der österreichischen Jugend: Wer
kontrolliert wen? Wann wird die Nutzung zur Sucht?
Vanessa Hannesschläger: „Langzeitarchivierung“. Gedanken zum Verhältnis
von Archiv und Internet
Lisa Teichmann: Literatur lesen: Stadt erleben/Stadt lesen:Literatur erleben